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Zu dritt wollten wir den Uluru/Ayers Rock besteigen. Die Vorbereitungen waren erfolgreich abgeschlossen. Wanderschuhe, Wasserflasche und Rucksack vorhanden, die Kamera mit Ersatzbatterie bereit. Auch die Kondition war durch mehrere 5 km-Läufe auf den nötigen Stand gebracht.
Dann standen wir zum ersten Mal vor dem Berg. Wie ein roter Dom hob er sich aus der graugrünen Landschaft heraus, sagenumwoben, mit Felszeichnungen bemalt, ein heiliger für die Aboriginals. Der Mount Everest des kleinen Mannes. Wie dort für die Bersteiger Steighilfen, so ist hier eine Kette für die Touristen installiert.
Es beginnt der Aufstieg. Die ersten dreißig Meter bis zur Kette sind die Probe, wer schon hier versagt, rutscht oder Angst hat, sollte unten bleiben. In den letzten Jahren sind an diesem Berg über 3oo Menschen umgekommen, teils abgerutscht, teils durch Kreislaufversagen. Schilder warnen vor dem Aufstieg. Auch hier wieder die Parallele zu dem Mount Everest - nur die Preise sind völlig verschieden: statt 25 000 $ Eintritt bezahlen wir nur 25 $ pro Person für drei Tage, um in diesem zum Naturpark erklärten geologischen Wunder Climbing machen zu können.
Jetzt haben wir die ersten Meter, immer eine Hand an der Kette, bewältigt. Meine jugendlichen Begleiter können schneller gehen, aber sie nehmen Rücksicht auf den "Alten". Trotz Jogging muss ich alle zehn Höhenmeter eine kurze Pause machen, um Puls und Kreislauf zu beruhigen. Der Atem wird keuchend, aber ich fühle mich sauwohl. Nur hinauf, an Aufgeben wird nicht gedacht, keine Bange machen lassen von dem Blick nach unten.
Wenn es nicht mehr geht, dann dient die Pause auch zum fotografieren. Allein das Ziel, der Gipfel, ist es nicht, der Weg, die Aussicht zwischendurch, der ständige wechselnde Anblick der Felsen entschädigt schon die die Strapazen. Das Wahrzeichen Astralien unter meinen Füßen und ich kann sagen, dort oben war ich. Hinzu kommt noch der weite Blick über das Outback bei idealen Sichtverhältnissen.
Endlich ist der steile Teil mit Kette bezwungen, in einer Felskammer machen wir Pause, es wird ausgiebig getrunken, aber so durstig sind wir gar nicht, denn es ist heute nicht sehr heiß. Selbst Wasser und einige Pflanzen gibt es hier oben, ökologische Nischen an der windgeschützten Nordwestseite.
Wir gehen weiter, es ist nicht mehr so steil, aber kleinere Hänge müssen wir auf allen Vieren erklimmen. Immer wieder tauchen Wasserlöcher auf, bizarre Felsformationen geglättet durch das Jahrtausend lange Abschleifen von Wind und Wasser. Auch wir bekommen nun den Wind in aller Schärfe zu spüren. Wir müssen die Jacken überziehen, um den Chill ertragen zu können.
Der Gipfel, der australische Berg aller Berge ist bezwungen. Ich stehe oben. Der Ururu ist nicht der höchste Berg dieses Kontinents, aber der schönste. Die Anstrengung hat sich gelohnt, wir genießen den panoramatischen Blick.
Die Götter der Aboriginals haben uns nicht vom Aufstieg abgehalten - und wenn sie mich beim Abstieg doch noch in den Abgrund stürzen, so kann man doch über mich sagen, er war oben. Dass sie uns heute gnädig waren (oder es sie gar nicht gibt), sieht man an dieser nicht ganz ernst gemeinten Reportage.
Es war der Höhepunkt meiner Reise.
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