Theseus tötet den Minotaurus - das Symbol für die Überwindung der lebensfeindlichen Natur.
Als ich im Flugzeug zurück nach Deutschland saß, habe ich die Hörfassung des "Manifests" über einen MP3-Player angehört, um die öde Zeit totzuschlagen. Ich war erstaunt, wie aktuell manche Sätze zum fünften Kontinent passten. Hier einige Proben (Hervorhebungen von mir):
Die Bourgeoisie "hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge." Wie diese Wunderwerke aussehen, zeigen u.a. diese Brücke und die Oper in Sydney.
"Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktivkräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen - welch früheres Jahrhundert ahnte, daß solche Produktionskräfte im Schoße der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten." Die Hight Tech von heute, weitere 100 Jahre später, kennt jeder. die digitalisierten Bilder zeugen davon...
Die Ästhetisierung des Kolossalen - manche Kameras haben extra eine Motivwahl für solche Bilder...
An die Stelle der Fesseln der Industrie, wie sie der vorkapitalistischen Epoche eigen sind, "trat die freie Konkurrenz". Wie das in Sydney den Charakter bildet, sah ich am Montag früh, als ich zum Flugplatz fuhr: Es kamen mir mehrere Jogger entgegen, die auf ihrem Rücken einen Rucksack trugen, mit dem sie auf dem Weg zur Arbeit waren. In der Innenstadt essen diese Leute dann noch ihr Sandwich im Gehen, um pünktlich im Büro zu sein. Das ist die freie Konkurrenz unter den Lohnabhängigen. Man macht sich fit, isst zugleich dabei und nutzt dazu den Weg zur Arbeit - die satirisch gemeinte Fütterungsmaschine aus "Moderne Zeiten" von Charly Chaplin ist durch die Wirklichkeit längst übertroffen. Wer nicht mithalten kann, wird enthaust...
Die "ungeheure Warenansammlung" und das Elend gehören im Kapitalismus zusammen. Ein Obdachloser in der City - in Sydney ein seltener Anblick, weil die Polizei solche Leute schnell entfernt.
Wie in jeder Metropole der globalisierten Welt gibt es auch in Sydney Menschen, die im Konkurrenzkampf unterliegen, nicht mithalten können, im sinnlosen Kreislauf von Produktion und Konsumtion zur Flasche greifen...
Sydney bei Nacht - hier wird die Konzentration handgreiflich.
"Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert."
Sydney hat aber auch andere Seiten, so z.B. die Touristenmeile am Hafen.
Hier dürfen sich Schülerbands austoben und ihre neuesten Einstudierungen vorführen.
Die Bibliothek von Sydney - man beachte das Nebeneinander von alt und neu. In Sydney überwiegt das Neue, alte Gebäude haben nur noch nostalgischen Rang.
"Die geistlichen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur."
Tafel an der Bibliothek
Denkmal im Hyde Park
James Cook und Königin Victoria - beide gehören zusammen, auch wenn sie zu verschiedenen Zeiten lebten. Der eine machte durch seine geografischen Entdeckungen die Besiedlung Australien möglich, er fand u.a. einen der wenigen natürlichen Häfen in Australien, nämlich die Buchten von Sydney, die andere schickte die Siedler nach Australien, getrieben von den Drang ihres nationalen Kapitals nach Absatzmärkten, Rohstoffquellen, Kapitalanlagen und militärischen Stützpunkten zur Sicherung des Geschäfts der Londoner Börse, der damaligen "Pulsader der Welt" (Heine) ...
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